Wir führen anders.

Wir führen anders“ verspricht 24 ½ befreiende Impulse für Manager – und hält was es verspricht. Mit beinahe unverschämter Radikalität hinterfragt Mark Poppenborg viele Moden des Mainstream-Management und präsentiert dabei so logische Erkenntnisse, dass man sich als Leser immer wieder wundert, nicht selbst drauf gekommen zu sein.

Wir führen anders. Von Mark Poppenborg.
Wir führen anders. Von Mark Poppenborg, erschienen im intrinsifyVerlag, 240 Seiten, Hardcover. ISBN 978-3947886128

Neues Führen funktioniert nicht auf tradierten Wegen

„Führen ist schnell geschwätzt ..“ sagt Mark Poppenborg. New Work ebenso. Dass es neben naiver Kontrollsucht (traditionelles Führen) und naiver Selbstüberlassung (New Work) noch einen dritten Weg geben muss, wusste Mark Poppenborg bereits vor über 10 Jahren. Damals zog er seine persönliche Reißleine und kündigte seinen Job bei seinem eigentlich großartigen Arbeitgeber. Was folgte war ein motiviertes Aufbrechen in eine andere, noch weitgehend unbekannte neue Arbeitswelt. Ein Weg gepflastert mit vielen Erkenntnissen und wertvollen Begegnungen. Viele davon landeten im Buch Wir führen anders. Eine Buch, das durch seine Radikalität stellenweise irritiert. Womöglich brauchen wir aber genau das, um in einem dritten Weg zu denken. Ein Weg fernab von festgetretenen Wegen und falschverstandener New Work Romantik. Ein Weg zu mehr Freiheit, Sinn und Wirksamkeit. Der Weg zum Neuen Führen.

Zahnloses New Work

„New Work vergaloppiert sich zunehmend zum zahnlosen Humanisierungsappell“, kritisiert Poppenborg. Purpose da, Flow hier und dazwischen eine ernstgemeinte Diskussion über veganes Kantinenessen. Themen und Fragen, die an sich ihre Berechtigung haben, konnten sich in der Diskussion rund um New Work an Positionen drängen, die ihnen nicht zustehen – und der Bewegung schaden. „Startet mit Belanglosigkeiten“ ist einer von Marks Poppenborgs Top-Tipps um New Work zielsicher an die Wand zu fahren. „Führt einen Mindset Workshop durch“ ein anderer.

Wertschöpfung – Leute, darum geht’s!

Jede Veränderung im Unternehmen sollte dem orginären Unternehmenszweck – also der Wertschöpfung – dienen bzw. diesen zumindest nicht gefährden. Denn wenn die Wertschöpfung leidet, dann leiden irgendwann auch die Mitarbeiter.“

Immer wieder richtet Mark Poppenborg in seinem Buch unseren Blick auf das, was die Diskussionen rund um Purpose, Flow und Kantinenessen häufig vernebelt. Die Wertschöpfung. Leute, darum geht’s letzten Endes. Ist Poppenborg vielleicht doch einer der alten Bande? Wohl eher nicht. Wozu er sich aber auch nicht hinreißen lässt, ist das unreflektierte Verfolgen von Hypes. Das gilt für den Trend um New Work gleichermaßen wie für jenen um Agilität, Demokratisierung in Unternehmen oder Remote Work. Es gibt wohl kein ein Thema aktueller Organisationsentwicklung, das Poppenborg in seinem Buch nicht anspricht.

Unverschämt klarer Inhalt

Mark Poppenborg sagt von sich, unverschämt ungezwungen zu leben und zu arbeiten. Unverschämt ungezwungen ist auch sein Schreibstil. Mit einer Klarheit, die mein Schreiberherz höher schlagen lässt, spaziert Poppenborg durch die Betriebswirtschaft und die Systemtheorie, um uns Leser an der Überlebensstrategie einer Fliege oder dem Heiligen Nikolaus zu neuen Erkenntnissen zu bewegen. Anstelle des erhobenen Zeigefingers präsentiert er uns das, was er in den vergangenen 10 Jahren gelernt hat. Allerdings nie als How-to oder risikominimierter 10-Stufen-Plan, sondern als eine Perspektive. Als seine Perspektive, die in vielen Fällen so radikal logisch ist, dass man eigentlich auch selbst draufkommen hätte können. Tun die meisten von uns aber nicht. Warum auch immer. Vielleicht fehlt uns die erfrischende Meeresbrise der englischen Südküste. Da sich diese allerdings oder Gott sei Dank noch immer schwer ins zentrale Mitteleuropa bringen lässt, würde ich vorschlagen, wir lesen einfach mal das Buch. Vielleicht stehen die guten Ideen ja dann Schlange. Denn „Wenn du besser verstehst, kommst du automatisch auf bessere Ideen“, sagt Poppenborg. Na dann, let‘s go!

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