Meine New Work Story

New Work heißt nicht alles zu haben, sondern bewusst zu verzichten. In meiner New Work Story erzähle ich euch, was das für meine Lebensgestaltung bedeutet.

Familienkernzeit: manchmal kernig, immer wertvoll

„Mama, Emma hat heute in meine Schultasche gekotzt.“ An diesem Tag hätte ich auf meine Mittagspräsenz verzichten können. An den meisten anderen Tagen nicht. Ich liebe es, wenn mich die Neuigkeiten aus der 1a, der 4b oder der Froschgruppe aus meinem Arbeitsvormittag holen. Es ist mir wichtig, wenig später gemeinsam mit meiner Familie am Tisch zu sitzen und über diese wunderbaren Kinderwelten zu plaudern. Steht kein Termin ins Haus, trinken mein Mann und ich noch einen Espresso auf der Terrasse.

„Familienkernzeit“ nennt Janina Kugel diese Zeit, in der sie ihrer Familie Priorität einräumt. In ihrem Buch „It’s now“ schreibt die ehemalige Siemens Vorständin über die Konsequenz, die ihr die Umsetzung abverlangte und erzählt von Abend- und Nachtschichten. Lange Stunden vor dem Bildschirm zu einer Zeit, in der nicht nur meine Kinder, sondern die meisten Menschen schon oder noch schlafen, sind auch eine Folge meiner Lebensgestaltung. Eine Lebensgestaltung, die es mir ermöglicht, das zu tun, was mir wirklich, wirklich wichtig ist.

Gestalten heißt Entscheidungen treffen

New Work gibt uns diese Freiheit zu gestalten. Sie fordert uns damit aber auch auf, Entscheidungen zu treffen. New Work meint Dinge zu tun, die wir wirklich, wirklich wollen – und andere fallen zu lassen. Und die Konsequenzen unserer Priorisierungen zu tragen – in Form von Nachtschichten oder eines geringeren Einkommens, in Form von weniger Familien- oder Freizeit. Je nach dem, was uns wirklich, wirklich wichtig ist.

Augenhöhe hängt auch von meiner Augenhöhe ab

Corona brachte viel Klarheit in die New Work Story meiner Familie. Unfreiwillig befreit aus einer Situation voller Auftragsbücher war ich gezwungen, mich aus meiner Komfortzone herauszubewegen. Mich einer Öffentlichkeit zu stellen, die mir auf Augenhöhe begegnen wollte. Um das möglich zu machen, musste sich weniger mein Umfeld als ich mich bewegen. Es lag an mir, diese Augenhöhe zuzulassen. Ich erkannte beschämt, wie häufig ich in die Knie gehen musste. Gleichzeitig war ich aber auch gefordert Augenhöhe zu erwidern, meine Fähigkeiten einzusetzen, mich verwundbar zu machen.

New Work ist keine Wünsch-dir-was-Reklame

New Work braucht Rahmenbedingungen. Keine Frage. New Work braucht aber auch aktive Umsetzer: Menschen, die bereit sind zu gestalten und damit Entscheidungen zu treffen. Menschen, die den Mut haben, ihre Fähigkeiten einzusetzen und nicht den Weg des geringsten Widerstandes suchen. Menschen mit der Bereitschaft, sich verwundbar zu machen anstatt Augenhöhe vom Gegenüber zu fordern. New Work heißt nicht alles zu haben, sondern bewusst zu verzichten. Für das, was uns wirklich, wirklich wichtig ist.

Ich wünsche mir, dass die Diskussion rund um New Work diesen Aspekt nicht länger totschweigt. Dass sie damit aufhört, New Work als Wünsch-dir-was-Reklame zu verkaufen. Und sie darstellt, was sie sein kann: Etwas Wunderbares, das unseren vollen Einsatz, unsere Selbstverantwortung und unsere Integrität einfordert. Vielleicht würde sich Frithjof Bergmann dann etwas seltener im Grabe umdrehen.

Meine Geschichte ist auch auf Story.One veröffentlicht.

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