Tipps für Ihr Sachbuch – So vertrauen Ihnen Ihre Leser

Ein gutes Sachbuch übersetzt ein komplexes Thema in eine einfache und klare Sprache. Keine leichte Übung für den Autor. Gelingt es ihm, vertraut ihm der Leser. Nachfolgende Checkliste hilft Autoren, das Vertrauen ihrer Leser zu gewinnen.

„Das habe ich eigentlich anders gemeint.“ Häufig kommen Informationen bei unserem Gegenüber anders an als gedacht. Kein Wunder, kommunizieren wir auch mit vier Schnäbeln und hören mit vier Ohren. Gesellschaftliche und kulturelle Unterschiede noch außer Acht gelassen. Wer aber ist verantwortlich, ob Gesagtes oder Geschriebenes verstanden wird? Die Antwort ist klar: Sie liegt beim Sprecher bzw. Schreiber. Er muss sich plagen und alles dazu beitragen, dass Kommunikation funktioniert. 

„Der Ernährungskompass“ – ein Beispiel für ein verständliches Sachbuch

Sachbuchempfehlung: "Der Ernährungskompass" von Bas Kast

Einer, der sich beim Schreiben plagte, seine Informationen einfach und klar zu kommunizieren, ist der Wissenschaftsjournalist und Autor Bast Kast.  In seinem Bestseller „Der Ernährungskompass“ zieht Kast sein Fazit aus allen wissenschaftlichen Studien zum Thema Ernährung. Er macht es mit Mut und sprachlichem Geschick. Auf jeder Seite wird offensichtlich, für wen er schreibt: für seine Zielgruppe. Für gesundheitsbewusste Leser um die 40, die im Dschungel gehypter Diäten und vielversprechender Empfehlungen endlich wissen wollen, was in Punkto Ernährung Sache ist. Diese Leser wollen keine Ernährungsspezialisten werden. Sie möchten Erkenntnisse rasch umsetzen. Diesen Bedürfnissen wird Kast gerecht: Ohne sich mit vielen Wenn-und-Abers abzusichern, präsentiert Kast seine persönliche Einschätzung und gibt sie dem Leser als verständliche Empfehlung mit. „So lautet mein Resümee: Verzicht auf Erfrischungsgetränke und Zurückhaltung bei Süßigkeiten und Fruchtsäften sind wahrscheinlich schon die halbe Miete auf dem Weg zu einer gesunden Ernährung. Wer darüber hinaus achtet, dass sein Frühstück nicht schon ein Dessert ist und die Hauptgerichte nicht aus verkappten Nachtischen bestehen, kann dafür seinen süßen Nachtisch umso mehr genießen.“ (Kast 2018, S. 135f)

Mit einer einfachen Sprache das Vertrauen der Leser gewinnen

Über 675.000 Exemplare verkaufte Bast von seinem Sachbuch. Dabei ist Kast kein Mann vom Fach. Als Wirtschaftsjournalist ist er in der Lage komplexe Sachverhalte zu analysieren. Ernährungswissenschafter oder Mediziner ist er trotzdem keiner. Aber: Seine Leser vertrauen ihm. Warum? Weil er ihre Sprache spricht. Kast weiß, dass eine verständliche Sprache Vertrauen schafft. Und das brauchen auch Sie als Autor, wenn Ihr Sachbuch gelesen werden soll.

Praxistipp: Machen Sie Ihre Texte verständlicher, indem Sie die richtigen Worte verwenden, einfache Sätze bilden und Ihren Text gekonnt aufbauen. Gut ist, was der Leser versteht –  am besten beim ersten Lesen und ohne viel Mühe. Eine gute Hilfestellung dieses hohe Ziel als Autor zu erreichen, ist das Hamburger Verständlichkeitsmodell. Es hilft Ihnen, Ihre Texte anhand von vier wichtigen Kriterien zu untersuchen.

Tipps für Ihr Sachbuch, Prinzipien für verständliche Texe

Die Checkliste für verständliche Texte und Sachbücher

Nachfolgende Checkliste orientiert sich am Hamburger Verständlichkeitsmodell. Die Fragen unterstützen Autoren, die Prinzipien auf Ihre Texte anzuwenden.

Einfachheit: kurze Sätze, leichte Wörter, starke Verben

  • Haben Ihre Sätze nicht mehr als 15 Wörter?
  • Vermeiden Sie Wörter, die auf -heit, -keit oder -ung enden?
  • Verwenden Sie starke Verben? Z.B. „Er eilt nach Hause“ statt „Er ging schnell nach Hause“.
  • Verzichten Sie auf Passivkonstruktionen? Z.B. „Die Kellnerin serviert den Kaffee“ statt „Der Kaffee wird serviert“.

Gliederung: Ein Gedanke pro Satz, eine Aussage pro Absatz

  • Hat jeder Absatz EINE klare Aussage? Dieses Prinzip gilt auch für Kapitel- und Unterkapitel.
  • Ist diese Aussage rasch erkennbar? Oder dauert die Hinführung zu lange?
  • Bringen Sie Informationen in der richtigen Reihenfolge?
  • Folgen Ihre Überschriften einer inhaltlichen Logik? Ist der rote Faden erkennbar, selbst wenn ich nur Ihre Überschriften lese?

Kürze und Prägnanz: Mit klarer Sprache auf den Punkt.

  • Haben Sie sich immer für das einfachere Wort entschieden? Z.B. „mit“ statt „anhand“ oder „oft“ statt „oftmals“
  • Verwenden Sie viele Füllwörter? Z.B. also, dann, doch, eigentlich, irgendwie, nun, nämlich, etc.
  • Können Sie Adjektive durch passendere Begriffe einsparen? Z.B. „Saal“ statt „großer Raum“
  • Verwenden Sie konkrete Bezeichnungen statt Überbegriffe? Z.B. „Erdbeeren und Äpfel“ statt „Obst“

Anregende Zusätze: Stories, Illustrationen, Beispiele

  • Unterstützt Ihre Story die Kernaussage des Absatzes / des Kapitels?
  • Enthalten Ihre Zitate oder Sprüche ein Schlüsselwort des jeweiligen Absatzes?
  • Könnte eine Illustration einen Mehrwert bieten? Z.B. interessante zusätzliche Informationen transportieren? Oder das Leseverständnis erhöhen? Oder eine Emotion auslösen?
  • Können Sie z.B. in Infokästchen noch detaillierte Informationen für interessierte Leser anbieten?

Praxistipp: Für meine Texte verwende ich außerdem das Textanalysetool der Textagentur WORTLIGA. Es zeigt mir auf, wo ich diesen Prinzipien besser gerecht werden kann. Ich setze nicht jede Anmerkung des Tools um. Trotzdem hilft es zu erkennen, wo ich meinen Text zu überarbeitet habe. Analysetools wie jenes der Wortliga sind praktikabel. Vergessen Sie aber nicht darauf, dass nur Sie den Leser im Kopf haben. Das Tool kennt Ihren Leser nicht. Halten Sie sich daher nicht unreflektiert an die Vorschläge des Tools. Zum Beispiel wissen Sie besser als ihr Tool, wieviel Fachsprache Sie Ihrem Leser zumuten können.

Das 4-Augen-Prinzip tut jedem Text gut. Ich kann Ihren Text lesen und Ihnen Feedback geben. Nehmen Sie mit mir Kontakt auf. Ich freue mich!

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